Bachelor-Thesis: Zeit im Überfluss. Die Frage nach dem richtigen Lebenstempo – Eine audiovisuelle Installation

Ausgangspunkt:

Unsere Gegenwart ist geprägt von Stress und Hektik. Trotz vieler Bemühungen, durch Optimierungsprozesse Zeit einzusparen, haben wir paradoxerweise ein Gefühl permanenter Zeitnot. Zeitwohlstand – ein Zustand, in dem wir mehr Zeit zur Verfügung haben, als wir zur Erledigung unserer Pflichten benötigen – ist in weiter Ferne.

Arbeitshypothese:

Die unverhältnismäßige Nutzung von digitalen Medien hat entscheidenden Anteil an unserer Erfahrung von Zeitknappheit und der Rastlosigkeit unserer Gesellschaft.

Dokumentation:

Die Arbeit an meiner Bachelorarbeit verlief sehr prozesshaft. Dieser Prozess ist in der 116 seitigen Dokumentation festgehalten. Der Aufbau der schriftlichen Ausarbeitung entspricht in weiten Teilen meinem chronologischen Vorgehen. Die komplette Dokumentation zur Bachelorarbeit „Zeit im Überfluss“ finden Sie als PDF hier.

Beginnend mit dem Rechercheteil legte ich dar, welche Geschwindigkeiten unser Lebensrhythmus heute erreicht hat. Dazu wurden die Auswirkungen auf unser alltägliches Leben diskutiert und bisherige Lösungsansätze vorgestellt. Wichtiger Bezugspunkt war die Forschung des Soziologen und Politikwissenschaftlers Hartmut Rosa. Er diagnostiziert einen Beschleunigungszirkel, der durch die Wechselwirkung der drei Faktoren technische Beschleunigung, Beschleunigung des sozialen Wandels und Erhöhung des Lebenstempos immer weiter angetrieben wird. Mit der Digitalisierung und dem Einzug digitaler Medien in alle Lebensbereiche wurde dieser Beschleunigungszirkel nochmal extrem verstärkt. Rosa resümiert, es gebe derzeit keine wirkungsvolle systematische Entschleunigungskraft, die dem etwas entgegenzusetzen hätte.

Der Beschleunigungszirkel

Um einen individualisierten und praktischen Zugang zur Thematik zu finden, unternahm ich zudem einige Experimente zur Zeiterfahrung.

Anschließend schrieb ich auf Grundlage einer „Über“-Liste, in der ich Überforderungsphänomene der Gegenwart im Umgang mit digitalen Medien sammelte, neun Geschichten, die sich mit dem Thema persönlich und lebensnah auseinander setzen.

Im letzten Teil entwarf ich schließlich das Konzept für eine praktische Ausgestaltung der vorangegangenen theoretischen und gestalterischen Überlegungen. Dabei wurden auch verworfene Ansätze vorgestellt werden, da diese entscheidenden Anteil an der Genese meiner künstlerischen Arbeit hatten.

Die Arbeit wurde betreut von Prof. Kirstin Arndt.

Die Installation „Zeit im Überfluss“:

BA

Die Installation „Zeit im Überfluss“ konfrontiert Be- und Entschleunigung unmittelbar miteinander. Über neun Kopfhörer werden hierzu neun vertonte Geschichten abgespielt, die einen unverhältnismäßigen Umgang mit digitalen Medien vorführen. Die Kopfhörer hängen über einem Sofa, auf dem der Betrachter Platz nimmt. Gegenüber wirft ein Beamer ein Video in Lebensgröße an die Wand, in dem eine Person auf demselben Sofa sitzend acht Stunden lang nichts tut. Durch diese räumliche und thematische Gegenüberstellung zweier extremer Lebensgeschwindigkeiten fordere ich dazu auf, über ein individuell angemessenes Lebenstempo nachzudenken und im besten Fall den eigenen Handlungsspielraum zu reflektieren.

Wie könnte ein Mittelweg aussehen? Was ist die richtige Lebensgeschwindigkeit?
Gibt es diese überhaupt?

Fakten zur Installation:

  • Video (8h),
  • Sound (3:25 min; 1:43 min; 3:53 min; 2:16 min; 3:59 min;
    8:35 min; 5:22 min; 2:57 min; 2:14 min),
  • Sofa (150 x 80 x 70 cm).

Videoausschnitt der achtstündigen Projektion:

Die Geschichten über den Umgang mit digitalen Medien:

01 Arbeit vs. Leben – Ein Tag in der Agentur:

 

02 Standby me:

 

03 Mein Freund und Helfer:

 

04 Hochleistungssport:

 

05 Realitätseinfall:

 

06 Der beste Film aller Zeiten:

 

07 Ich brauche eine Winterjacke. Ich kaufe eine Winterjacke:

 

08 Ein modernes Märchen:

 

09 Besurfnis:

 

Ausstellung der Installation:

Installationsaufbau für das Bachelorkolloqium an der HS Mainz:

Installationsansicht auf der Bacherlorausstellung YUMMY YUMMY – WOW WOW:

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